Fest der Zürcher Stadtheiligen am Knabenschiessen-Sonntag

Wenige Zürcher wissen, dass die Anfänge des Knabenschiessens in der Feier der Zürcher Stadtheiligen Felix, Regula und Exuperantius liegen, deren Fest am 11. September gefeiert wird.

Seit Beginn des 21. Jahrhunderts beleben die orthodoxen Kirchgemeinden in Zürich dieses Fest mit einer Prozession und einer Feier, die von Anfang an einen starken ökumenischen Charakter hatte.

Gut 300 Feiernde besammelten sich am Knabenschiessen-Sonntag bei heissen Sommertemperaturen auf dem Lindenhof, dem Ort des römischen Kastells, wo die Heiligen dem Richter vorgeführt worden sind. Eine besonders grosse Freude war, dass dieses Jahr wiederum eine grosse Gruppe auf dem Pilgerweg Felix und Regula aus dem Glarnerland zur Prozession stossen konnte. Die farbenfrohe und vielfältige Prozession zog singend durch die Altstadt Zürichs zum Fraumünster, dem mutmasslichen Ort der Folterung, und verkündeten den zahlreichen Touristen und Passanten den Ruhm der Märtyrer. Nach besinnlichen Stationen vor dem Fraumünster und der Wasserkirche, beide an der althergebrachten Prozessionsroute, zog die Prozession zum Grossmünster, wo früher die Gräber der Heiligen verehrt worden waren.

Der Vertreter der katholischen Felix und Regula-Kirche in Zürich, Andreas Kunz, grüsste die anwesende vielfältige Festgemeinde im Namen seiner Kirchgemeinde, der Co-Präsident des Verbands Orthodoxer Kirchen im Kanton Zürich, Subdiakon Nikolai Bankoul tat Gleiches für seinen Verband und Pfarrer Christoph Sigrist für das gastgebende Grossmünster. Alle gaben ihrer Freude über diesen frohen und verbindenden Anlass zum Ausdruck  –  einer Freude, die angesichts einer gut besetzten Kirche besonders gross war. Gerade in dieser belasteten und schwierigen Zeit ist das gemeinsame Gebet ja von unschätzbarem Wert.

Als Ehrengast zeigte sich der Regierungspräsident des Kantons Zürich, Regierungsrat Mario Fehr, in einer kurzen Ansprache beeindruckt von der Vielfalt Zürichs, wie Sie an Prozession und Gottesdiensten zum Ausdruck kommt. Er dankte den Kirchen und Religionsgemeinschaften für ihr vielfältiges Engagement für den Zusammenhalt unter Zürcherinnen und Zürchern in dieser Zeit grosser Herausforderungen.

In einem ersten Teil führten Andreas Kunz, der Grossmünsterpfarrer Christoph Sigrist und Lars Simpson, Pfarrer der christkatholischen Augustinerkirche durch die alttestamentarischen Lesungen der Märtyrer und leiteten den Gemeindegesang.

Im zweiten Teil zelebrierte Priester Daniel Schärer von der russischen Auferstehungskirche den Fürbittegottesdienst an die Stadtheiligen – ergänzt durch die inständige Bitte um die Stärkung der Liebe und des Friedens. Er wurde im Gebet unterstützt von Protopresbyter Stefanos Athanasiou von der griechischen Demetriuskirche, Erzpriester Romica Enoiu von der rumänischen Katharinenkirche, Priester Georg Lukić von der serbischen Dreifaltigkeitskirche und Erzpriester Yordan Pashev von der bulgarischen Kirche. Die Responsorien wurden gesungen vom deutschsprachigen Notker-Chor der russischen Auferstehungskirche, verstärkt durch viele Sänger aus anderen Kirchgemeinden.

In einem dritten Teil beteten Qommos (Abt) Isodoros el Anba Samuel aus der koptischen Kirche der Hll. Maria und Verena, Mönchspriester Lahdo Hanna aus dem syrischen Kloster St Avgin in Arth, Priester Bayre Isak von der der eritreisch-orthodoxen Kirche und Priester Kifle Gyorgis Mengesha von der äthiopischen Kirche, unterstützt von ihren jeweiligen Chören. Abuna Isodoros betonte in einer Predigt, wie wichtig es gerade in unserer Zeit sei, durch die Liebe zu Christi und untereinander geeint zu sein. Er forderte alle auf, wie die Märtyrer im Namen Christi Opfer zu bringen, die Liebe Christi zu bezeugen, uns den Schwächsten zuzuwenden und im Namen Christi einen Becher Wasser zu reichen.

Abgerundet wurde der Anlass beim geselligen Zusammensein im Vorhof der Wasserkirche, wo die Teilnehmenden äthiopische, eritreische, rumänische, ägyptische und serbische Spezialitäten geniessen konnten. Wir danken Gott und allen Teilnehmenden für dieses schöne und verbindende Fest, welches in Zukunft immer auf den Knabenschiessen-Sonntag gelegt werden soll.Wunderbar ist Gott in Seinen Heiligen.

Text: Priester Daniel Schärer / Fotos: Priester Daniel Schärer, Co-Präsidentin Silvia Stefanos, Co-Präsident Nikolai Bankoul und Karin Epp

Weitere Impressionen zu der Prozession und dem Gottesdienst im Grossmünster

Kolumne von Pfarrer Christoph Sigrist im forum Pfarrblatt, Ausgabe 20/23:

https://forum-pfarrblatt.ch/ausgaben/2023/20/heilige-fuer-reformierte.html